Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse

Der Hochschul-Bildungs-Index fasst die Entwicklungen der Hochschulbildung von 2010 bis 2020 anhand von 70 Indikatoren in sechs Handlungsfeldern zusammen. Mit 0 Punkten gestartet, steht er zum Abschluss bei nur 45 von 100 Punkten; pandemiebedingt zum ersten Mal rückläufig (2019: 51 Punkte).

Ziele wurden anhand von nationalen und internationalen Benchmarks, Fair-Share-Betrachtungen, offiziellen Zielvorgaben oder Trendextrapolationen gesetzt. Nur in der internationalen Bildung wurden diese nahezu erreicht. Alle anderen Handlungsfelder blieben, trotz leichter Verbesserungen, weit hinter ihren Zielen zurück. Folgende ausgewählte Indikatoren stellen dies repräsentativ für ihr Handlungsfeld dar.

INTERNATIONALE BILDUNG

Covid-19: Licht und Schatten für die internationale Bildung

  • Covid-19 hat die internationale Mobilität Studierender gebremst; laut DAAD ist der Wunsch nach Auslandsaufenthalten aber ungebrochen.
  • Im Coronajahr 2020 wurden 55 Prozent der Erasmus-Aufenthalte weiterhin regulär durchgeführt, 41 Prozent wurden verkürzt, verschoben oder vollständig  abgesagt.
  • Die Pandemie bringt nachhaltige Digitalisierungsfortschritte: Virtuelle Konferenzen sind inzwischen problemlos durchführbar und sollen erhalten bleiben. Neue technische Lösungen können Studierenden im Ausland die virtuelle Prüfungsteilnahme an ihren Heimathochschulen ermöglichen.
  • Auch die Online-Lernplattformen profitieren: Sie sind während der Pandemie teilweise mehr als 50 Prozent gewachsen. Das inhaltliche Angebot kommerzieller Bildungsanbieter wird sich künftig auch in Deutschland noch stärker dem von Hochschulen annähern.

Empfehlung: Für die Zeit nach der Pandemie sollte die Auslandsmobilität durch zusätzliche Plätze für Nachholerinnen und Nachholer wiederbelebt und das Momentum des Digitalisierungsschubs genutzt werden, beispielsweise durch virtuelle Prüfungen an der Heimatuniversität oder den Ausbau virtueller Auslandserfahrungen für Studierende, die sonst gar keine Auslandserfahrung sammeln würden.

Abnahme der Studierendenmobilität, aber Fortschritte in der Digitalisierung

QUARTÄRE BILDUNG

Weiterbildungsbemühungen in der öffentlichen Verwaltung ausbaufähig

  • Eine Umfrage unter 500 Unternehmen und Institutionen der öffentlichen Verwaltung offenbart im Bereich Weiterbildungen großes Verbesserungspotenzial in der öffentlichen Verwaltung, aber auch Unternehmen können noch mehr tun.
  • Nur 24 Prozent der Verwaltungen erfassen strukturiert die Kompetenzbedarfe ihrer Beschäftigten; bei Unternehmen sind es zumindest 52 Prozent.
  • Unternehmen geben zudem an, mit 947 Euro pro Person heute schon ein mehr als doppelt so großes Budget für Weiterbildungen zur Verfügung zu stellen wie Behörden (418 Euro).
  • Unternehmen und Behörden stellen ihren Beschäftigten durchschnittlich fünf Weiterbildungstage zur Verfügung und geben an, diese Zahl in den nächsten fünf  Jahren um 50 Prozent erhöhen zu wollen.

Empfehlung: Den Ausbau beziehungsweise die Einführung eines Prozesses zur strukturierten Kompetenzbedarfserfassung vorantreiben und daraus zielgerichtete Weiterbildungen unter Anpassung des Weiterbildungsbudgets und der Anzahl der Weiterbildungstage ableiten.

Kompetenzbedarfe in Unternehmen und Behörden

BERUFLICH-AKADEMISCHE BILDUNG

21 Kompetenzen für die Zukunft: Future Skills 2021

  • Enorme Herausforderungen wie Digitalisierung, Klimawandel oder Covid-19-Pandemie verlangen von Beschäftigten neue Kompetenzen: Future Skills.
  • Das aktualisierte Framework identifiziert 21 Future Skills in den vier Kategorien Klassische Kompetenzen, Digitale Schlüsselkompetenzen, Technologische Kompetenzen und neu: Transformative Kompetenzen.
  • 500 befragte Unternehmen und Behörden bestätigen die Wichtigkeit transformativer Kompetenzen – insbesondere Dialog- und Konfliktfähigkeit sowie Urteilsfähigkeit.
  • Auch digitale Schlüsselkompetenzen (zum Beispiel Digital Literacy) und klassische Kompetenzen (zum Beispiel Lösungsfähigkeit) bleiben enorm wichtig und werden auch weiter an Bedeutung gewinnen.

Empfehlung: Die Aus- und Weiterbildung von Future Skills muss in Hochschulen, aber auch in Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung vorangetrieben werden; ein erster Schritt ist hier eine stetige Kompetenzbedarfserfassung innerhalb einer Organisation und über Organisationen hinweg.

Future-Skills-Framework

LEHRER-BILDUNG

Nächste Lehrergeneration benötigt mehr digitale und transformative Kompetenzen

  • Die nächste Lehrergeneration hat Nachholbedarf in digitalen und transformativen Kompetenzen, denn diese werden benötigt, um Schülerinnen und Schüler auf die Arbeits- und Bildungswelt von morgen vorzubereiten.
  • Eine Umfrage unter 400 Abiturientinnen und Abiturienten zeigt, dass unter denjenigen mit Interesse am Lehrerberuf nur jeder vierte Befragte digitale Kompetenzen zu seinen besonderen Stärken zählt, transformative Kompetenzen nur jeder zehnte. Positiv: Fast alle zählen Empathie zu ihren besonderen Stärken.
  • Von den Einser-Abiturientinnen und -Abiturienten sind nur 11 Prozent interessiert an einem Lehramtsstudium; ihnen sind "Spaß an der Arbeit", "Einkommen" und "Aufstiegsmöglichkeiten" besonders wichtig – allesamt Dimensionen, die sie nur bedingt mit dem Lehrerberuf assoziieren.

Empfehlungen: Bei der Transformation zur Schule der Zukunft benötigen Schulen mehr Entscheidungshoheit bei Personalentscheidungen und flexiblere Zugangskriterien
in den Lehrerberuf. Gleichzeitig müssen Schulen mit der Digitalisierung Schritt halten und durch die Länder müssen Standards für die technische Ausrüstung festgelegt
werden. Der Lehrerberuf würde von einem systematischen Aufstiegs- und Qualifizierungssystem profitieren. Ausbildende Universitäten sollten verstärkt digitale Kompetenzen
vermitteln.

Interesse am Lehrerberuf

MINT-BILDUNG

780.000 Tech-Spezialisten gesucht

  • Eine Unternehmensbefragung zeigt: Der Bedarf an Personen mit technologischen Kompetenzen wird immer größer. Bis 2026 werden mehr als 780.000 Tech-Spezialisten gesucht.
  • Besonders gefragt sind die Kompetenzen Data Analytics und KI, Softwareentwicklung und IT-Architektur.
  • Hochschulen haben sich in den vergangenen drei Jahren bewegt und die Anzahl der spezialisierten Tech-Studiengänge verdreifacht; die Anzahl der Bachelorinformatikstudiengänge stieg im gleichen Zeitraum um 25 Prozent.
  • Die jährlich rund 40.000 Absolventinnen und Absolventen in den allgemeinen und spezialisierten IT-Studiengängen werden den Bedarf nicht decken können.

Empfehlung: Der Ausbau der Tech-Studiengänge sollte weiter vorangetrieben und die Bemühungen verstärkt werden, Studierende für diese Studiengänge zu gewinnen. Die Interdisziplinarität in Studiengängen sollte allgemein erhöht werden; Unternehmen selbst sollten noch stärker in Weiterbildung investieren.

Bedarf an Beschäftigten mit technologischen Kompetenzen

CHANCENGERECHTE BILDUNG

Soziale Herkunft entscheidet immer noch maßgeblich über Bildungserfolg

  • Seit der letzten Analyse im Hochschul-Bildungs-Report 2017/18 hat sich die Beteiligung von Nichtakademikerkindern in allen Phasen des Bildungsweges verbessert.
  • Aber: Die soziale Herkunft entscheidet noch immer maßgeblich über den Bildungserfolg eines Kindes. Nur 27 Prozent der Grundschülerinnen und -schüler aus einem Nichtakademikerhaushalt beginnen später ein Studium. Bei Akademikerkindern sind es 79 Prozent.
  • Die Folge: Der Anteil der Kinder aus Nichtakademikerhaushalten an allen Studierenden liegt bei nur 47 Prozent; an Schulen aber bei 72 Prozent.
  • Größte Hürden auf dem Bildungsweg sind der Übergang zu einer hochschulberechtigenden Schule und der darauffolgende Wechsel an eine Hochschule.

Empfehlung: Um die Chancengerechtigkeit in Deutschland zu erhöhen, gilt es vor allem, finanzielle und mentale Hürden sowie Informationsdefizite zu beseitigen: BAföG-Reform, Vorbilderprogramme, zielgruppengerechte Informationsangebote.

Bildungstrichter: Grundschule - Studium - Promotion

Der Hochschul-Bildungs-Report 2020 ist eine Initiative von